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Führung – sachlich und emotional ausgeglichen

Führung unterliegt immer mindestens zwei Komponenten. Da ist einerseits die sachliche Information, die mitgeteilt werden soll, die sachliche Entscheidung, die vertreten werden muss, der sachliche Input, der besprochen werden will. Gleichzeitig ist die Führungskraft kein Sprachautomat und der Mitarbeiter kein Hörautomat, sondern beide sind Menschen mit ihren Emotionen. Es “menschelt“ also ganz automatisch. Und sachliche Informationen lösen automatisch emotionale Reaktionen aus. Denn Sachinformationen bewirken etwas beim Zuhörer: er freut sich, er sorgt sich, er erinnert sich, er wird nachdenklich, …

Diese beiden Komponenten, die sachliche und die emotionale, unter einen Hut zu bekommen ist schwierig. Meist regelt das jede Führungskraft, je nach persönlicher Veranlagung. Zur Veranschaulichung zeigen wir die beiden Extreme:

  • Ausschließlich emotional
    die Führungskraft ist sehr mitfühlend und lässt sich voll und ganz auf die Mitarbeiter ein. Das tut der Führungskraft selber meist nicht gut, hilft dem Mitarbeiter selten wirklich weiter und die Sachfragen schwelen ungelöst.
  • Ausschließlich rational
    die Führungskraft zieht sich ganz auf die Sachebene zurück und verlässt sich darauf, dass auch der Mitarbeiter ausschließlich auf der Sachebene versteht, denkt und handelt. Die Ergebnisse sind selten wie gewünscht, weil emotionale Störungen ihre Wirkung zeigen.

Aber was ist nun richtig? Schließlich haben sowohl die sachliche als auch die emotionale Komponente ihre Berechtigung. Und wie soll das konkret aussehen?

Erkenntnisse der Hirnforschung helfen weiter. Das menschliche Gehirn hat sich vom instinktiven zum kognitiven Teil entwickelt. Der kognitive Teil, zuständig für die sachlichen Entscheidungen, ist also der jüngste Teil des Gehirns. Das hat zur Folge, dass sobald eine Angelegenheit emotional schwierig wird, der jüngere kognitive Teil des Gehirns wegrutscht. Er hat bildlich gesprochen aufgrund seines jüngeren Alters weniger Standfestigkeit. Wird das Kleinhirn mit seinem automatisierten, instinkthaften Handeln getriggert, dann setzt der kognitive Teil aus. Die Aussage “Das Gehirn schaltet ab“ müsste also heißen “Das kognitive Gehirn schaltet ab, das instinktive Kleinhirn arbeitet allein weiter.“ Oft sagt man auch einfach: Die emotionale Ebene überlagert die Sachebene oder die emotionale Ebene sticht die sachliche Ebene.

Ein Beispiel: Sie sollen auf einem Drahtseil eine tiefe Schlucht überqueren. Klar, Bedenken im Sinne von Vorsicht sind immer mit dabei. Nun kann Ihr Ratio mit guten sachlichen Argumenten punkten: die Anlage ist gut geprüft, mit TÜV-Siegel versehen, alle anderen sind drüber gelaufen, warum sollte da ausgerechnet bei mir etwas passieren, es gibt ein zusätzliches Sicherungsseil, … Soweit so richtig. Aber wenn Sie richtig Höhenangst haben, dann schlägt die Angst im Tun durch und überlagert die vernünftigen Erklärungen. Je stärker die Angst, umso unkontrollierter die Reaktion. Der Sachverstand wird von der Panik überlagert, weil das Kleinhirn durchschlägt.

Was heißt das nun für schwierige Führungssituationen? Wir beraten und begleiten Kunden oft in schwierigen Situationen. Seien es Konflikte in Teams, schwierige Konstellationen in einer Struktur oder Veränderungsprozesse, die für viel Verunsicherung bei den Mitarbeitern sorgen. Und wir erzielen mit folgender Vorgehensweise sehr gute Ergebnisse.

Sachliche Fakten werden sachlich behandelt, wenn die emotionalen Begleiterscheinungen emotional behandelt worden sind. Klingt banal, ist aber sehr wirkungsvoll.

Ein Beispiel: ein Unternehmensteil wird verkauft. Eine sachlich völlig korrekte Entscheidung, die auch sachlich kommuniziert werden kann. Aber Achtung: so eine grundlegende Veränderung erzeugt große Emotionen bei den Zuhörern und Betroffenen. Und so lange die Betroffenen emotional nicht abgeholt und versorgt werden, haben sie kein Ohr für sachlich begründete Argumente. Diese dringen einfach nicht durch den Emotional-Wall. Erst wenn die emotionalen Aspekte wahrgenommen, wertgeschätzt und versorgt sind, kann wieder auf die sachliche Ebene zurückgekehrt werden. Dann sind die Ohren offen für sachlichen Input, der in emotional beruhigtem Zustand, auch für weitere Linderung sorgt.

Das ist die Kunst unseres erfolgreichen Change-Management: die Mitarbeiter sachlich und emotional mitzunehmen. Ihre Emotionen aktiv einbinden und bearbeiten statt sie sachlich (vergeblich!) wegargumentieren. Nur so wird Akzeptanz für die anstehende Veränderung erzeugt, und nur mit Akzeptanz funktioniert die Veränderung. Es geht nicht darum, den Betroffenen ein X für ein U vorzumachen oder sie gar zu täuschen. Es geht darum, Akzeptanz zu erzeugen, damit die Betroffenen aus ihrer emotionalen Lähmung herauskommen und wieder handlungs- und leistungsfähig sind.

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