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Können Führungskräfte sich Angst leisten?

Angst ist ein Warnsignal vom Verstand, das auf mögliche Gefahren aufmerksam macht. Die Botschaft der Angst lautet “Vorsicht – pass auf!“

Im Prinzip ist Angst also gut. Wenn sie vor realer Gefahr warnt. Zum Beispiel beim Klettern in den Bergen schützt sie mit der Botschaft “Achtung Abgrund, gut festhalten“ vor dem Absturz.

Und was geht mit der Angst einher? Häufig sind körperliche Lähmung und stark eingeschränkte Wahrnehmung die Begleiterscheinungen. Oder das genaue Gegenteil: Panik. Beides wird von einer übermäßigen Angst ausgelöst, und beides ist wenig hilfreich, wenn Sie in einer Felsspalte klemmen. Fazit: die Angst ist positiv. Erst ihre Begleiterscheinungen werden zum Problem.

In der Geschäftswelt ist Angst eher irreal, weil selten tödlich. Selbst wenn eine Entlassung droht, so ist das zwar schwierig, ja höchst unangenehm, aber nicht lebensgefährlich. Es ist eher die Vorstellungskraft die Schreckensgespenster produziert, weniger die Realität, die gefährlich ist. Doch unabhängig ob eine Angst real oder irreal ist, der anschließende Mechanismus bleibt der gleiche: Schock und Lähmung oder Aktionismus. Im Geschäftsleben ist beides wenig hilfreich.

Also was tun, wenn Sie als Führungskraft Angst verspüren? Wir meinen, es ist wichtig, sich aus der Lähmung zu befreien und sich vor Aktionismus zu schützen. Und dafür haben wir folgendes Vorgehen entwickelt.

Schritt 1: Angst aus sich herausbekommen, damit der Kopf wieder klar wird. Das gelingt mit einem einfachen Trick. Nehmen Sie ein Blatt Papier und schreiben Sie Ihre Angst darauf. Bannen Sie sie sozusagen auf das Papier. Das hört sich lustig an, ist aber eine ernste Sache, denn es gelingt nur, wenn Sie Ihr Gefühl ernst nehmen. Dann falten Sie das Papier zusammen und legen es weg. Die Angst ist dann noch da, aber eben auf dem Papier und nicht mehr in Ihnen. Lassen Sie das “Angst-Papier“ ruhig in Griffweite, damit Sie die Angst zu einem späteren Zeitpunkt betrachten und bearbeiten können. Im Moment wollen Sie sich aber der Problemlösung widmen und brauchen einen freien Kopf.

Schritt 2: Anknüpfen an Ihre Erfolge. Sammeln Sie die Faktoren, Eigenschaften und Aktionen, die Sie zu einer erfolgreichen Führungskraft gemacht haben. Das ergibt vermutlich eine ansehliche Liste.

Schritt 3: Gibt es Veränderungen, die Ihr Erfolgssystem in Frage stellen oder zu einem Misserfolgssystem werden lassen? Wenn sich Rahmenbedingungen ändern dann wirken Ihre Erfolgsrezepte womöglich nicht mehr. Also wenn Sie beispielsweise bisher mit einem autoritären Führungsstil erfolgreich waren, nun aber in einem Unternehmen mit einer anti-autoritären Kultur arbeiten. Die Realität ist im allgemeinen weniger drastisch als dieses plakative Beispiel.

Schritt 4: Was ist jetzt ganz konkret zu tun? Sie kommen zu dem Schluss, dass Ihr bisheriges Erfolgssystem funktionieren müsste? Dann erstellen Sie den entsprechenden Plan und gehen ans konkrete Umsetzen. Ohne sich beirren zu lassen.Vielleicht müssen Sie sich auch auf ein anderes Ihrer bewährten Erfolgssysteme verlagern oder Kleinigkeiten ändern. Aber auch daraus erfolgt ein Plan und dessen konkrete Umsetzung. Also keine Lähmung, kein Aktionismus, dafür planvolles Tun.

Im Beispiel des Kletterns ergäbe das: was habe ich gemacht, bevor ich vor Angst gelähmt (oder panisch) wurde? Die Antwort ist die Lösung auf, das was Sie tun sollten, wenn Sie die Angst überwunden haben. Also auf eine bestimmte Art und Weise weiterzuklettern. So haben Sie die Meter bis zum Angstzeitpunkt geschafft. Warum sollten Sie die Meter nach dem Angstzeitpunkt also nicht auch schaffen? Im Job ist es vergleichbar. Was haben Sie bisher erfolgreich getan? Mitarbeiter motiviert, Gespräche geführt, Kunden überzeugt, …?

Sie können Ihre Mitarbeiter in den Plan einbinden. Kommunizieren Sie, was Sie bewogen hat, diesen Arbeitsplan zu erstellen und warum es Ihnen so wichtig ist, ihn umzusetzen. Aber Vorsicht: Angst ist sehr ansteckend. Dieses Mitarbeiter-Beteiligen darf kein Ventil sein, um Ihre Angst loszuwerden. Ihre Mitarbeiter können mit der Angst schätzungsweise weniger umgehen als Sie. Darum sind sie Mitarbeiter, und Sie sind die Führungskraft. Im Kletterbeispiel sind Sie der erste Kletterer in einer Seilschaft. Wenn Sie allen nachfolgenden Kletterern zurufen “Ich habe Angst, dass wir abstürzen“, dann reicht es, wenn nur ein Kletterer in der Seilschaft in Lähmung oder Panik verfällt, und alle bleiben stecken oder stürzen ab. Im Arbeitsalltag sind die Folgen nicht ganz so dramatisch. Aber wenn die Mitarbeiter sich nur noch sorgenvoll über aktuelle und potenzielle Ereignisse unterhalten, dann entsteht eine lähmende statt eine tatkräftige Arbeitsatmosphäre.

Also schreiben Sie die Angst lieber aufs Papier (statt sie zu Ihren Mitarbeitern zu schieben), und nutzen Sie die Potenziale Ihrer Mitarbeiter, um Ihren Plan erfolgreich umzusetzen. Sprich: beteiligen Sie Ihre Mitarbeiter an den Aktionen statt an Ihren Emotionen.

Und denken Sie auch immer wieder daran, das Leben zu genießen! Trotz Sorgen, Ängste und Aktionsplan. Erinnern Sie sich: die Angst ist ein nützlicher Hinweis, aber es ist “nur irreale Angst“. Wir leben zum Glück nicht in einer gefährlichen Umgebung, in der uns Hungersnöte, Verfolgung oder Entführung bedrohen. Wir bedrohen uns viel eher selber, wenn wir vor lauter Sorgenkrämerei (über irreale Gefahren) so mit uns beschäftigt sind, dass wir eine sehr reale Gefahr in Form eines herannahenden Autos nicht mehr wahrnehmen.

Also wenn der Aktionsplan erstellt ist, dann ziehen Sie ihn durch. Und richten Sie Ihre Aufmerksamkeit wieder nach außen, erfreuen sich am Leben in all seinen Kleinigkeiten wie Sonnenschein, Kaffeeduft, zwitschernden Vögeln und Kinderlärm. Verleihen Sie Ihrem Leben auch Lebensqualität.

Kurzversion: Angst ist ein Gefühl vor (realer?) Gefahr – Angst aus sich herausbekommen – persönliche Erfolgsfaktoren sammeln – Rahmenbedingungen checken – Erfolgsfaktoren noch gültig? – Lösungsplan erstellen und umsetzen – Mitarbeiter einbinden, um Plan optimal zu realisieren – Leben genießen!

Unsere Erfahrung: Angst ist ein sensibles Thema, gerade bei erfolgreichen Führungskräften. Darum versuchen viele Führungskräfte zu lange, alleine mit ihrer Angst zurechtzukommen. Das kostet Kraft und Zeit und mindert den Arbeitserfolg. Ein Kreislauf entsteht, denn weniger Erfolg schürt noch mehr Ängste. Unsere Erfahrung zeigt: es ist wesentlich effizienter, wenn Sie Ihre persönlich problematische Situation mit externer Unterstützung vertraulich, professionell und punktgenau bearbeiten. Sie gelangen schneller ans Ziel und haben wieder Energie für Ihren Erfolg und Ihre Lebensqualität.

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