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Doping für den Job – bitte nicht!

Immer mehr gesunde Mitarbeiter nutzen Tabletten, um mehr zu leisten. Ein Artikel in der Süddeutschen Zeitung (April 2019) konstatiert lapidar: wer wissen will, wie sich die Arbeitswelt entwickelt betrachtet am besten die Suchtproblematiken der Arbeitnehmer.

Das Ergebnis erstaunt: die Hauptabhängigkeiten sind weiterhin Zigaretten und Alkohol, deren offener Konsum jedoch immer mehr geächtet wird. Dafür steigt die Akzeptanz für leistungssteigernde Mittel. Das Wissenschaftliche Institut der AOK bescheinigt aus einer Befragung, dass bereits im Jahr 2015 drei Millionen Arbeitsnehmer schon mal leistungssteigernde Mittel nutzten, um den Anforderungen im Job nachzukommen. Oder sie nutzen andere Mittel, um am Abend besser runterzukommen. Und das sind nur die offiziellen Zahlen. Die Dunkelziffer liegt garantiert höher. Hinzu kommt, dass der Konsum von Tabletten sehr viel unbemerkter stattfindet als der von Alkohol oder Zigaretten.

Diese Zahlen stimmen bedenklich. Uns ganz besonders, denn wir erleben den steigenden Druck in den Coachings und Trainings. Und wir versuchen, andere Lösungen zu bieten. Hauptthema ist oft der steigende Druck. Es geht also darum, den individuell empfunden Druck zu senken bzw. gut und vor allem drogenfrei mit ihm umzugehen. Druck ist nicht gleich Druck. Wir erleben ihn jedoch undifferenziert und hinterfragen zu selten unsere Verhaltensweisen. Selbst ein fix gesetzter Abgabetermin kann durch die eigene Arbeitsweise oft druckärmer gestaltet werden. Es liegt also auch immer an einem selber, welchem Druck man sich beugen will und welchen Druck man sich selber macht.

Oft ist es eine Frage des Anspruches, und da wird es interessant sich anzuschauen, was hinter dem Anspruch steckt. Ein Coaching-Kunde erzählte jüngst, dass er aufgrund einer Umstrukturierung gebeten wurde, vertretungsweise eine 100%-Führungsstelle zu seinem bereits 100%-Job in der oberen Führungsebene zu übernehmen. Das ist schlicht unrealistisch, denn kein Führungs-Job lässt sich mit einem 8-h-Tag bewerkstelligen. Also muss etwas auf der Strecke bleiben. Was soll, darf, kann auf der Strecke bleiben? Welche Ansprüche müssen erfüllt werden? Was sind die Erwartungen des Vorgesetzten, der einen solchen Vorschlag macht? Was sind die Erwartungen der Führungskraft an sich selbst, die über einen solchen Vorschlag nachdenkt? Hier gilt es gute Entscheidungen zu treffen und gute Gespräche zu führen. Sowohl nach oben als auch nach unten, sonst sind schlechte Ergebnisse, Frust, Unzufriedenheit und untragbarer Druck vorprogrammiert.

Früher wurde länger gearbeitet. Die 6-Tage-Woche mit 45 oder 50 h Arbeitszeit waren die Regel. Aber damals sprach keiner von Druck. Wie kommt das? Wir haben mal unseren Senior-Chef und Firmengründer Helmut Fischer gefragt und erhielten eine erstaunliche Anwort: Es war weniger dicht! Alles war langsamer, mit mehr Luft dazwischen, bedingt durch die damalige Kommunikationstechnik. Anfragen wurden per Brief geschrieben und per Post verschickt. Allein der Transport konnte Tage dauern. Das senkt die Erwartungen an die Reaktionszeit. Eine Antwort wurde, wenn man Bearbeitungszeit und Rückversand hinzuzählt, in 2 bis 3 Wochen erwartet.

Wie sieht das heute aus? Eine Mail braucht wenige Sekunden, bis sie ankommt. Was für eine unglaubliche Produktivitätssteigerung: vom mehrtägigen Versand zu ein paar Sekunden! Und diese enorme Steigerung der Geschwindigkeit überträgt sich auf die Erwartung auf alle nachfolgenden Arbeitsschritte. Der Kunde gesteht nach dem Mailversand im Schnitt ca 1 h Bearbeitungszeit zu. Dann erwartet er eine Anwort, mindestens eine Eingangsbestätigung. Diese rasante Geschwindigkeit schafft Druck. Die Kommunikationstechnik steigert auch die Menge der zu bearbeitenden Anfragen. Ob man eine Anfrage per Brief, per Fax oder eben mal schnell per Mail stellen kann hat Einfluss auf die Arbeitsmenge. Das steigert den Druck gleich nochmal.

Also: Druck selber rausnehmen. Mails gezielt 2 bis 3 Mal pro Tag abfragen, statt laufend. Den Tag nicht mit Mailabfrage beginnen. Sondern selbstbestimmt den Arbeitstag strukturieren, Prioritäten setzen, Zeit planen und dann erst die Mails abfragen. Das ist natürlich sehr abhängig vom Arbeitsplatz. In einer Hotline, deren Zweck darin besteht die Anfragen direkt zu beantworten geht das natürlich nicht. Aber hier kann zumindest durch Ausschalten der Benachrichtigungstöne der Druck gesenkt werden. An allen anderen Arbeitsplätzen, in denen die Mailabfrage gesteuert werden kann – Nutzen Sie dieses Mittel, um den Druck rauszunehmen.

Sie werden sofort eine Wirkung spüren. Sie können Ihre Inhalte im Block und konzentriert abarbeiten und gewinnen dadurch Zeit. Die Mail-Box ist nichts anderes als ein Briefkasten. Wäre dieser Briefkasten noch der reale Briefkasten vor der Haustüre würden Sie auch nicht ständig hinlaufen und schauen, ob was Neues drin ist. Selbst wenn Sie durch das Klappern des Briefschlitzes hören könnten, dass jemand im Stundentakt einen Brief einwirft. Würden Sie jedes Mal aufstehen und nachschauen, was im Briefkasten ist? Vermutlich nicht. Warum sollten Sie es dann tun, wenn minütlich eine Mail eingeht? Seien wir ehrlich – oft sind wir getrieben von der persönlichen Neugier. Aber wenn wir wirklich den Druck mindern wollen, unter dem wir alle stöhnen, dann steht uns an diesem sensiblen Punkt ein sehr einfaches und wirkungsvolles Mittel zur Verfügung: keine Töne, keine Störung und der Druck lässt direkt nach.

Früher waren die Pausen in den Trainings dazu da, den Kontakt zwischen den Teilnehmern zu pflegen und die Themen im persönlichen Gespräch zu vertiefen. Heute rennt jeder und checkt Mails. Die Abende zwischen der Veranstaltung dienten automatisch dem Nachwirken und unbewussten Vertiefen der intensiven Trainingsinhalte. Heute wird am Laptop der verpasste Arbeitstag nachgeholt. Aber der Kopf braucht Freiraum, um Neues zu sortieren, zu verarbeiten und das ist sinnvoll. Also schauen Sie, wo Sie sich diesen Freiraum schaffen können. Wir jammern zwar alle über den steigenden Leistungsdruck, hauen in unserer Freizeit aber höchst freiwillig in die gleiche Kerbe. Statt zu Regenerieren fahren wir Termine und Aktivitäten so hoch, dass wir wieder in Zeitdruck kommen. Statt das meditative Element des Marathonlaufens zu nutzen, berieseln wir uns während des Lauftrainings mit Musik oder setzen uns durch Zeitziele unter Leistungsdruck. Wenn schon im Arbeitsleben der Druck stetig steigt, so steuern Sie ihn zumindest in der Freizeit.

Aber am besten steuern Sie natürlich auch den Druck im Arbeitsleben. Und das geht oft besser, als man vielleicht denkt. In unseren Coachings und Veranstaltungen stellen wir die Fragen immer mit dem Ziel, den Druck rauszunehmen und Entspannung reinzubringen. Was ist wirklich wichtig und wie kann es erreicht werden? Was erzeugt den persönlichen Druck? Was kann getan werden, um diesen Druck abzubauen? Was kommt von außen, was kommt von innen?

Selbst wenn die Situation an sich nicht geändert werden kann (aber meist kann sie geändert werden!), so können die persönliche Handlungsmöglichkeiten überdacht, sortiert und verbessert werden.

Fazit: Sie sehen, es gibt viele Möglichkeiten, um mit dem Druck umzugehen. Vielleicht braucht es die Hilfe von außen in Form eines Beraters oder Coachs. Aber das ist auf alle Fälle gesünder als Drogen zu nehmen. Wir setzen viele gestresste Mitarbeiter auf ein neues Gleis, um ihre druckvolle Situation entspanner zu betrachten. Oft startet es mit einem Präsenzcoaching. Das kann gerne in ein Telefoncoaching übergehen, das sich flexibel und entspannt in den Arbeitsalltag integrieren lässt. Sich den entscheidenen Impuls dann zu holen, wenn er gebraucht wird (z.B. ein Telefoncoaching vor einem schwierigen Mitarbeitergespräch) nimmt Druck und führt zu entspannten und besseren Ergebnissen.

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