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Boni verderben den Charakter!

Eine provokante Überschrift – eigentlich nicht unser Stil. Wir greifen dieses Thema dennoch auf, da es just in der FAZ unter dem Titel “Boni für Bänker, eine ungerechte Belohnung verdirbt die Sitten“ erschien und unseren jüngsten Blog wunderbar ergänzt (vgl. Blog vom 05.02.2020 Und wer motiviert eigentlich mich?“)

So erklärt der Hirnforscher Gerhard Roth den Sachverhalt
Das menschliche Gehirn kennt folgende Belohnungen: die materielle, die soziale und die intrinsische. Auf unser Beispiel des letzten Blogbeitrags übertragen ergibt das:

  • Die materielle Belohnung (Bonbon der Großeltern) – also extrinsisch.
  • Die soziale Belohnung (Lob der Großeltern) – also extrinsisch.
  • Die intrinsische Belohnung, also die innere Begeisterung und Zufriedenheit aus dem Turmbau an sich und dem damit verbundenen Lerneffekt.

Die Boni (= materielle Belohnung) wirken sehr schnell, aber die Wirkung lässt auch sehr schnell nach. Mit jeder Wiederholung der selben Belohnung halbiert sich die Wirkung, laut Roth. Die Belohnungen werden also erhöht, um dem Wertverfall vorzubeugen. Es tritt tatsächlich wieder eine positive Wirkung ein. Aber der Wertverfall tritt auch wieder ein, und zwar noch schneller! Jede Erhöhung zeigt also weniger Wirkung. Roth bezeichnet diesen Effekt als Bonusfalle.

Der Grund für die Bonusfalle ist im Gehirn verankert
Das preist die (einmalige) Belohnung nämlich direkt ein und leitet für die Zukunft einen Anspruch daraus ab. Eine Nicht-Zahlung wird darum als Entzug erlebt, und der Schmerz darüber ist doppelt so groß wie der Zugewinn.

Materielle und soziale Boni haben den gleichen Effekt
Auch wiederholtes Lob verliert seine Wirkung. Es sei denn, es bleibt aus. Dann zeigt es zwar eine Auswirkung aber mit negativem Vorzeichen. Hier sind wir wieder bei unserem Blog von letzter Woche: die extrinsische Motivation verliert ihre Wirkung! Sie eignet sich daher nur äußerst begrenzt als Führungsinstrument. Oder wie sagte ein Teilnehmer mal “Wer immer im 35° warmem Wasser seines Whirlpools sitzt, fängt auch an zu frieren!“

Langfristig wirkt nur die intrinsische Belohnung
also der Spaß und die Zufriedenheit an der Arbeit, die über optimale Rahmenbedingungen gesteuert werden. Die Aussagen von Gerhard Roth untermauern damit auf ganzer Linie unsere Aussagen. In einem Punkt geht er sogar noch weiter. Seiner Meinung nach besitzen Menschen ein gutes Gespür dafür, ob eine Belohnung gerecht oder ungerecht sei. Das lässt sich schön beobachten in der Bankenbranche, in der die Boni nicht mehr als Belohnung für außergewöhnliche Leistungen, sondern als selbstverständlich betrachtet werden. Die Öffentlichkeit reagiert prompt empört, wenn Bankmanager hohe Boni erhalten, obwohl das Unternehmen überhaupt nicht erfolgreich ist. Roths Aussage ist sehr klar “Nichts verdirbt die Sitten so sehr wie eine ungerechte Belohnung“, womit wir wieder beim provokanten Titel dieses Blog sind.

Wie sieht das bei Ihnen im Unternehmen aus?
Gibt es Belohnungssysteme, die Sie als besonders gerecht oder besonders ungerecht empfinden? Wirfreuen uns auf Ihren Input an kontakt@fischer-rhetorik.de

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